von Jill
Stress durch Kaffee?
Ganz schön provokativ so ein Titel nicht wahr? Schliesslich trinken wir den Kaffee oft in gemütlicher Runde zur Entspannung oder gegen Müdigkeit.
Aber wie komme ich nun darauf, Kaffee verursache Stress? Dafür muss ich etwas ausholen und erklären wie Kaffee im Körper genau wirkt.
Was bewirkt Koffein in Körper?
Kaffee regt die Adrenalinproduktion an. Dieses Adrenalin ist ein sogenanntes Stresshormon, welches den Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Bekannt als Vorbereitung auf die Flucht oder
Kampf-Reaktion. Dem Körper wird hier also eine Bedrohung vorgetäuscht. Adrenalin erhöht das Schlagvolumen des Herzens und den Blutdruck, steigert die Aufmerksamkeit, die Atmung, die
Muskelfunktion und den Stoffwechsel. Es versetzt den Körper in die Lage schnell reagieren zu können. Adrenalin an sich ist nicht schlecht, ja sogar lebenswichtig, jedoch bei einer
Dauerausschüttung führt dies zu einer dauernden Stressbelastung. Kaffee kann hier als einer der stressauslösenden Faktoren gesehen werden. Wenn wir aber nun gemütlich beisammensitzen oder am
Schreibtisch unsere Arbeit verrichten, benötigen wir kein Adrenalin. Wir wollen nicht kämpfen. Ok, ausser der ewige Ärger mit dem PC, dem Chef oder den Kollegen, da könnte man dann schon Dampf
ablassen. Wozu ich aber nicht rate, führt nur zu noch mehr Stress ??.
Das Kaffee-Paradox: Kaffee wird gerne gegen Müdigkeit und zum fit machen getrunken. Paradoxerweise verursacht Kaffee auf Dauer Müdigkeit und Erschöpfung. Aber warum ist das so?
Wenn nun die Wirkung des Adrenalins nachlässt, dann haben wir wieder mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie schon beim Gang zur Kaffeemaschine. Wir fühlen uns müde, erschöpft, werden reizbar
und manch einer bekommt Kopfschmerzen. Und was machen wir in diesem Fall? Ja, genau, wir holen uns die nächste Portion "Stress aus der Tasse".
Kaffee macht abhängig, wie andere Drogen auch. Mit der Zeit benötigen wir immer mehr von diesem Gebräu, um noch eine Wirkung feststellen zu können. Das liegt daran, dass unser Körper ein
wunderbares Regulationssystem hat, die Homöostase. Die Homöo-was? Ich erkläre das mal so, der Körper versucht immer wieder aufs Neue den Normalzustand herzustellen. Da aber jetzt immer wieder die
gleichen Substanzen in den Körper gelangen, wird nun durch die Gewöhnung dieser Stoff im Körper schon erwartet und es wird vorzeitig schon gegengesteuert, so dass die Wirkung des Koffeins
entweder ausbleibt oder nur sehr gering ist.
Entzugserscheinungen können schon bei gemässigtem Kaffeekonsum auftreten: Es gibt Menschen, die, wenn sie nicht rechtzeitig ihren morgendlichen Kaffee bekommen, mit Gereiztheit reagieren, sich
depressiv oder ängstlich fühlen. Psychologisch gesehen, setzt dieser Zustand den Menschen wiederum unter einen meist nicht wahrgenommenen Stress.
In gewisser Weise hindert Kaffee auch beim Abnehmen. Schliesslich passt Kaffee auch hervorragend zu Kuchen und Keksen. Aber dies ist nicht der einzige Grund, warum wir die Lust auf Süsses nach
oder während dem Kaffeegenuss haben. Und da wären wir schon wieder beim Adrenalin, dieses bewirkt ja die Bereitstellung von Energie aus den Glucosespeichern und den Fettreserven. Es erhöht somit
den Blutzuckerspiegel. Lässt nun die Wirkung unseres Kaffees nach, werden wir nicht nur müde durch den Adrenalinabfall, sondern auch durch den niedrigen Blutzuckerspiegel. Oft ist es so, dass
wenn wir uns müde fühlen, wir gerne zu etwas Süssem greifen. Dies geschieht aus gutem Grund. Die Süssigkeiten führen bekanntlich dazu, dass der Blutzuckerspiegel steigt und wir fühlen uns
wenigstens für einen kurzen Moment wieder fit. Leider führt dieses ständige "Kaffeekränzchen" über den Tag verteilt zu einem flauschigeren Aussehen und dabei hat man noch nicht mal etwas
Anständiges gegessen.
Um nicht in der Erschöpfungsfalle zu geraten, welche durch langjährigen übermässigen Kaffeekonsum entstehen kann, zu entfliehen, sollte man den Kaffeekonsum langsam runterfahren. Eine
schrittweise Entwöhnung ist hier vorzuziehen, um Kopfschmerzen und Schläfrigkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Für manche Experten gilt schon jemand, der mehr als drei Tassen Kaffee täglich
trinkt, schon als Kaffee-Junkie.
Eines sollte man sich immer wieder vor Augen führen. Trinke ich Kaffee aus Gewöhnung? Trinke ich Kaffee um leistungsfähiger zu sein? Oder trinke ich Kaffee um meine Müdigkeit zu bekämpfen,
anstatt mal eben einen Turboschlaf von 15 Minuten zu machen? Wer meint er könne sich mit Kaffee oder anderen aufputschenden Substanzen dauerhaft munter und leistungsfähig halten, anstatt wirklich
mal zur Ruhe zu kommen, wird auf lange Sicht in die Erschöpfungsfalle tappen. Jeder Mensch kann nur 100% Leistung bringen, wenn er sich auch die nötigen Regenerierungsphasen gönnt.
Ist dann nicht entkoffeinierter Kaffee eine Lösung?
Leider, nein. Es kommt bei entkoffeinierten Kaffee zwar nicht zur Adrenalinausschüttung, jedoch die gleiche saure Reaktion auf den Körper bleibt erhalten. Kaffee wirkt auf mehreren Ebenen als ein
Basenräuber.
Erstens ist Kaffee an sich mit einem PH-Wert von 5, schon recht sauer. Zum Vergleich Wasser hat eine PH-Wert von ca. 7. Das scheint jetzt nicht so wild zu sein, so mag man meinen. Jedoch folgt
der pH-Wert keiner linearen Skala, sondern einer Logarithmischen. Von pH 7 nach pH 6 ist es der Faktor 10 und von pH 7 nach pH 5 schon der Faktor 100. Also kurzum Kaffee ist etwa 100-mal
saurer, als Wasser. Im Körper muss die Säure abgebaut werden, um keinen Schaden anrichten zu können. Dafür werden basische Mineralien benötigt. Die Säuren aus dem Kaffee allein rauben also schon
dem Körper basische Mineralien.
Zweitens wird durch Kaffee die Kalzium-Ausscheidung beschleunigt. Kalzium ist ein basisches Mineral, welches vor allem reichlich im Knochen vorhanden ist und für die Regeneration der Knochenmasse
sehr wichtig ist. Wird nun durch den Kaffee die Kalzium-Ausscheidung erhöht und zu wenig basische Mineralien zugeführt, dann wird auf langer Sicht Raubbau am Knochen geschehen. Wie bereits
geschrieben, müssen Säuren im Körper zwingend neutralisiert werden, dazu werden unter anderem basische Mineralien benötigt. Sind diese nicht vorhanden, wird Calcium aus den Knochen gezogen, um
das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Ob nun Kaffee Osteoporose bewirkt oder nicht, wurde von Experten schon viel diskutiert. Man kann dafür kein Getränk oder Lebensmittel alleine
verantwortlich machen. Und selbst bei einer basenüberschüssigen Ernährung, wie sie empfohlen wird, kann bei einer übermässigen Stressbelastung allein, auch nicht vor Osteoporose schützen. Der
Mensch muss immer als Ganzes betrachtet werden, nicht nur was wir essen und trinken hat einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Sondern auch auf welche Art wir denken und leben.
Faller, A.; Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Einführung in Bau und Funktion. 2016
www.zentrum-der-gesundheit.de/kaffee-ungesund.html
Treutwein, N.: Übersäuerung. Krank ohne Grund.2013
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