von Jill
Fassen wir noch mal zusammen, was euch in meiner Serie "Fit durch den Winter" im gesamten erwartet. Ich werde euch versuchen die Grundlagen möglichst kurz und einfach zu erklären.
Mit folgenden werden wir uns befassen:
Was beeinflusst unsere Darmflora und somit unser Immunsystem:
1. Die Ernährung
2. Krankheiten
3. Stress
4. Umweltfaktoren
In meinem ersten Teil habe ich euch schon etwas darüber erzählt, wie bestimmte Lebensmittel die Darmflora beeinflussen und dass dies krankmachen kann. Den Link dazu findest du hier.
In meinem zweiten Teil der Serie ging ich auf einige zusätzliche Aspekte der Ernährung ein und schilderte den Zusammenhang zwischen Darmflora und Krankheiten. Den Link dazu findest du hier.
Der heutige Teil befasst sich damit, wie sich Stress auf unsere Gesundheit auswirkt und was wie ein vernünftiges Stressmanagement aussehen kann.
Der Begriff Stress im Alltag ist widersprüchlich, schliesslich handelt es sich hierbei um einen völlig natürlichen und sogar lebenswichtigen körperlichen Vorgang. Kurzzeitiger Stress kann also positiv bewertet werden, auch wenn wir in der jeweiligen Situation stark beansprucht wurden. Während kurzzeitiger Stress uns mehr Leistung, schnelleres Handeln ermöglicht, uns über uns hinauswachsen lässt und sogar unser Leben und das Leben anderer rettet. Auf der anderen Seite führt aber der sogenannte Dauerstress zu verschiedenen körperlichen und auch psychischen Problemen.
Stress hat einen Doppelcharakter: Belastungen oder Krisen können nicht grundsätzlich als schlecht bezeichnet werden. Gerade in solchen Situationen kommen wir heraus aus unserer Komfortzone und somit hinein in die Chance etwas in unserem Leben zu bewegen. Sicher haben wir in solchen Situationen auch die Chance zu scheitern und persönlichen wie auch sozialen Schaden zu nehmen, aber wir haben auch die Chance mit den Herausforderungen zu wachsen und Neues zu entwickeln.
Es gibt sogar welche, die sagen, dass es ohne diese Stresserfahrung keinen Anreiz gibt Neues zu probieren.
Nicht jeder empfindet „Stress“ gleich.
Jeder Mensch ist unterschiedlich und daher ist auch die Reaktion auf stress- auslösende Situationen verschieden. Jeder Mensch bewertet diese Situation anders. Bei Einigen löst zum Beispiel frei vor einer grossen Menschenansammlung zu sprechen eine riesige Stressreaktion aus mit Schweissausbrüchen, Mundtrockenheit, Zittern etc., andere wiederum fühlen sich nicht gestresst und können ganz unbeeindruckt vor einer grossen Menschenmenge sprechen.
Jeder (Umwelt)-reiz wird bewertet, ob er positiv, gefährlich oder irrelevant ist. Wird der Reiz als potenziell gefährlich eingestuft, bewertet der Betroffene sofort, ob er über ausreichende Ressourcen zu Bewältigung verfügt oder nur mangelnde Ressourcen vorliegen. Stellt der Betroffene nun fest, dass im Ressourcen zur Bewältigung fehlen, führt dies zu Stressreaktion.
Das heisst im Klartext: erst die persönlichen Einstellungen, Bewertungen und Motive sind dafür verantwortlich, ob wir eine Situation als stressig oder nicht empfinden.
Werden die eigenen Grundbedürfnisse verletzt, dann wird die Situation vor allem negativ bewertet. Grundbedürfnisse sind zum Beispiel Liebe, Anerkennung, Intimität, Zugehörigkeit, Ruhe, Sicherheit und das Streben nach Selbstverwirklichung. Auch die Erwartungen an sich selbst und bewusste wie auch unbewusste Ansprüche wirken sich auf die Bewertung der Situation aus. Fühlt man sich öfter gestresst, ist hier ein Coaching angebracht, indem man die stressauslösenden Faktoren herausfindet und Lösungen erarbeitet. Denn Stress und seine Folgen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität, sondern auch massgeblich unsere Gesundheit.
Stress wirkt auf allen Ebenen, körperlich wie auch psychisch und das gefährliche am Dauerstress ist der schleichende Prozess. Es ist nicht so wie bei einer Grippe, die einen ziemlich schnell aus den Latschen haut, denn zuerst spürt man vom Stress kaum etwas. Man ist vielleicht ein wenig gereizt, ab und an nicht so gut drauf, vielleicht auch mal müde. Warum sollte man das schon mit Stress in Verbindung bringen?
Jeder Mensch hat auch hier unterschiedliche Stressbewältigungsstrategien. Einige sind gut, jedoch gibt es auch gesundheitsschädliche, wie z.B. Alkoholkonsum um sich zu Entspannen. Oft ist den Betroffenen nicht einmal bewusst, dass es sich hier nicht schlicht weg nur um eine Gewohnheit handelt, sondern um eine Stresskompensation.
Wie wirkt sich nun Stress auf unser Immunsystem aus?
Die Auswirkungen muss man ganzheitlich sehen, Stress hat einen starken Einfluss auf Körper und Psyche.
Hier spielt besonders das Stresshormon Kortisol eine entscheidende Rolle:
- Es mobilisiert Glucose, sorgt somit für die Bereitstellung von Energie
- Es wirkt entzündungshemmend, schwächt jedoch bei hohen Dosen die Abwehr von Infektionen
- Macht weniger sensibel für (irrelevante) Informationen der Sinnesorgane
Chronischer Stress wirkt sich negativ auf unsere psychische Gesundheit aus, es gibt hier einen Zusammenhang zwischen chronischem Stress, Depressionen und Burn- Out. Dieser Zusammenhang lässt sich besonders dadurch erkennen, dass gestresste genauso wie depressive Menschen erhöhte Kortisolwerte aufweisen. Somit wird das Immunsystem dauerhaft gehemmt, weshalb Menschen die unter chronischen Stress leiden, auch häufig mit Grippe und Erkältungen zu kämpfen haben. Die erhöhte Produktion von Kortisol führt zu Gewichtzunahme, erhöhte Blutzuckerwerte und verringern die Immunfunktion.
Wenn die Kortisol-Produktion ganz zusammenbricht, weil die Nebennierenrinde erschöpft ist, hat dies zur Folge, dass das Immunsystem sehr plötzlich enthemmt wird. Dadurch steigt die Gefahr für Autoimmunerkrankungen. Unter anderem kann eine Unterfunktion des Immunsystems zum gengehemmten Wachstum von Zellen und der Entstehung von Tumoren führen.
Das Diabetes-Risiko steigt stark bei chronischem Stress. Das liegt daran, dass Kortisol den Blutzuckerspiegel hebt, um den Körper die nötige Energie für Kampf oder Flucht zu geben. Jedoch in den meisten Stresssituationen wollen oder können wir nicht kämpfen oder flüchten und somit bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Der Körper steuert gegen, indem er immer mehr Insulin produziert um den Blutzuckerspiegel zu senken, jedoch die Zellen benötigen für ihre Aktivität nicht so grosse Mengen und stumpfen daher gegen das Insulin ab. (Insulin wird benötigt, um die Glucose, also den „Zucker“ in die Zellen zu schleusen. Wenn es auf Dauer so weitergeht, dann erschöpfen die Insulinproduzierenden Zellen in der Bauspeicheldrüse und der Diabetes ist da.
Ein ganz entscheidender Einflussfaktor auf Stress und Stressempfinden ist die körperliche Verfassung.
Oder sagen wir besser Zustand. Es gibt zwei Thesen, entweder führt eine Übersäuerung zu mehr Stressempfinden oder der Stress führt zu einer Übersäuerung.
Dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung:
Stress verbraucht unglaublich viel Mikronährstoffe um seine Körperfunktionen aufrecht erhalten zu können. Durch den Einfluss von Stress bilden sich im Körper vermehrt Säuren, die mit basischen Mineralien neutralisiert werden müssen, diese fehlen wiederum an anderer Stelle. Zum Beispiel fehlt dann Magnesium und Calcium für die Muskelkontraktion, was wiederum erklärt, warum gestresste Menschen oft Nackenschmerzen haben. Magnesium wirkt entkrampfend und macht uns resistenter gegen Stress. Fehlt es so fehlt auch unsere Gelassenheit.
Eine Übersäuerung versetzt den Organismus schon dann unter Stress, wenn noch gar kein äusserer Anlass dafür gegeben ist. Wenn also alle basischen Mineralien verbraucht werden, um den Körper von seiner Säurelast zu befreien, fehlen diese für wichtige andere Körperfunktionen. Der Körper muss alles im Gleichgewicht halten, die Medizin nennt es Homöostase. Das Blut und die Gewebe dürfen nicht einfach saurer werden, sie müssen einen bestimmten basischen pH-Wert einhalten, sonst stirbt der Mensch und daher werden immer zuerst die anfallenden Säuren neutralisiert.
Wenn wichtige Mineralien fehlen, verwundert es auch nicht, dass eine Übersäuerung depressive Verstimmungen und Reizbarkeit begünstigt. Zu Schlafstörungen und Erschöpfung führt.
Darüber hinaus ändert eine Übersäuerung das Milieu im Körper auch im Darm, das heisst, schlechte Darmbakterien, Pilze und Parasiten fühlen sich im saurem pH-Wert wohler. Nützliche Darmbakterien mögen es viel lieber basisch und können sich so nicht halten.
Wie man sieht Stress wirkt auf mehreren Arten schlecht auf das Immunsystem.
Aber es gibt eine gute Nachricht, wir können etwas gegen Stress tun. 😊
Einige Massnahmen sind ganz einfach durchzuführen und sofort umsetzbar, andere müssen erlernt werden. Gewohnheiten und Überzeugungen ändern sich nicht von heute auf Morgen, aber wenn man jeden Tag ein wenig dafür tut, wird es schon werden.
1. Ernährung auf vitalstoffreich und basenüberschüssig umstellen
2. Sich mehr bewegen, am besten an der frischen Luft
3. Lernen richtig zu atmen
4. Meditieren
5. Entspannungstechniken erlernen (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation) oder andere entspannungsfördernde Aktivitäten z.B. Sauna, Schwimmen
6. Tagebuch führen
7. Soziale Kontakte pflegen
8. Kaffee reduzieren oder gleich ganz weglassen
9. Ausreichend Schlaf
10. Phytotherapie (Rosenwurz, Passionsblume, Johanniskraut, Lavendel, Ashwagandha, Hopfen, Baldrian, Melisse)
11. Mehr lachen
12. Terminplaner anschaffen und Ordnung halten
Mit der basenüberschüssigen Ernährung schlagen wir gleich einige Fliegen mit einer Klappe. Mehr Mikronährstoffe helfen unter anderem dem Immunsystem, den normalen Körperfunktionen, schützen vor freien Radikalen und gleichzeitig schützen sie vor einer Übersäuerung.
Körperliche Aktivität/Sport kann das psychische Befinden bessern, es führt zu Reduktion von Angst und Depression. Durch Sport werden vermehrt Endorphine ausgeschüttet. Darüber hinaus erleichtert körperliche Aktivität eine Reduktion der Muskelspannung und erleichtert auf diese Weise die Entspannung.
Richtiges Atmen sorgt für Entspannung und dass nicht zu viel Kohlendioxid oder Sauerstoff in den Körper gelangen. Zum Beispiel durch Hyperventilieren kommt zu viel Sauerstoff in den Körper, was sämtliche Körperfunktionen lahmlegen kann. Gerade bei Stress passiert dies schnell.
Meditieren und allgemein Entspannungstechniken haben entspannende, angstlösende und somit kortisol- senkende Auswirkungen.
Tagebuch schreiben kann helfen Stress abzubauen und sich von der gesamten Situation zu distanzieren. Man kann sich richtig seinen Kummer von der Seele schreiben und das Beste daran ist, es fördert die Resilienz, also die psychische Widerstandskraft. Wenn man nach einigen Tagen oder Monaten nochmal nachliest und feststellt, dass man diese Situation überstanden und doch gut gemeistert hat. So weiss man, dass man in Zukunft ähnliche Situationen meistern kann und ist auch nicht mehr so gestresst.
Gerade in belastenden Situationen oder besonders stressreichen Episoden hilft es mal wieder seine Kontakte zu pflegen. Es ist erleichternd mit jemanden über seine Probleme zu reden und oft erkennt man durch sein Gegenüber einen anderen Blickwinkel. Und manchmal ist es auch einfach mal gut jemand anderen zu treffen um einfach mal Spass zu haben und zu lachen.
Warum Kaffee für gestresste Menschen nicht gut ist, habe ich in diesem Artikel bereits erklärt. Den Link findest du hier.
In belastenden Situation kann auch die Phytotherapie nützlich sein. Um besser einschlafen zu können sind Präparate mit Baldrian, Hopfen oder auch Melisse zu empfehlen. Je nach befinden, kann ein Therapeut auch noch Präparate gegen Ängste und Depression wählen, wie Passionsblume und Johanniskraut. Auch Rosenwurz kann in stressreichen Episoden helfen.
Auch ein Tee kann zur Entspannung beitragen, dabei sind folgende Sorten sehr beliebt: Melisse, Kamille mit Lavendelblüten.
Das Lachen gut tut, muss ich ja wohl nicht erklären, oder? Mit mehr Spass im Leben geht doch alles besser von der Hand. Und beim lachen atmet man gleich auch tiefer.
Ganz wichtig ist eine gute Organisation der Termine und auch der Ordnung. Nicht zu viel einzuplanen und immer rechtzeitig loszufahren um nicht unter Zeitdruck zu geraten. Auch wenn alle Dinge immer an ihrem Platz wiederzufinden sind, kann es Stress stark reduzieren.
Selbstgemachten Stress solltest du so weit wie möglich eliminieren. Der übrige Stress ist schon stressig genug 😉
Für heute war es das, müsste mich jetzt radikal ausbremsen. Sonst hätte ich noch mehr geschrieben.
Einen Teil gibt es noch, die Umweltfaktoren wollte ich noch ansprechen.
Dann mal bis nächste Woche und lasst euch nicht stressen.
Eure Jill
Literaturverzeichnis:
Gesundheit aktiv. Was wirklich hilft. Langbein; Skalnik. 2005
Lernskript Psychologie. Die Grundlagenfächer kompakt. Schmithüsen, F. (Hrsg.). 2015
Stress als Risiko und Chance. Grundlagen von Belastung, Bewältigung und Ressourcen: Eppel, H. 2007
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