von Jill
Was ist Stress und welche Auswirkungen hat dieser auf die Gesundheit?
Im Stress sein ist in. Bei manchen Leuten scheint es mir, sie sagen sie seien im Stress um damit auszusagen, dass sie richtig was geleistet haben. Und dass es nur noch möglich ist etwas zu
leisten, wenn man im Stress ist. Aber was ist Stress überhaupt? Was verursacht Stress?
Eine Stressreaktion kann innere und äussere Auslöser, sogenannte Stressoren haben. Diese Stressoren können Konflikte mit dem Kollegen sein, eine Krankheit, starke körperliche Belastung,
Baustellenlärm, Ablehnung der Mitmenschen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Innere Stressoren sind häufig unsere Gedanken und Überzeugungen, die oft unbewusst durch uns hindurchgehen und
uns das Leben unnötig schwer machen. Ein Stressor an sich löst jedoch noch keine Stressreaktion aus. Stressoren werden von jedem Menschen unterschiedlich bewertet. Ein Vortrag kann für den Einen
die angstauslösende Situation schlechthin sein, für den anderen eine Herausforderung und für wieder einen anderen ist das eine Routineaufgabe. Für die Person mit Redeangst führt die Bewertung des
Stressors zur Angst, welche er irgendwie bewältigen muss. Für die Person, welche den Vortrag als Herausforderung sieht, ist zwar auch ein gewisser Stress vorhanden, weil er nicht weiss, ob er es
schaffen wird oder nicht. Aber bei weitem positiver zu betrachten. Eine Routinearbeit verursacht keinen Stress und jener Mensch kann dann völlig gelassen in die Situation gehen.
Stress kann also als eine Anforderung aus der Umwelt gesehen werden. Dabei kann noch zwischen Eustress, also einem positiv empfundenen Anstrengung und Distress, als unangenehm empfundene
Anstrengung unterschieden werden. Wenn wir im Alltag von Stress reden, dann meinen wir in der Regel Distress. Stressoren erfordern eine Anpassungsleistung, welche das körperliche Gleichgewicht
wieder herstellt.
Stress an sich ist nichts Schlechtes. Die Stressreaktion ist und war für das Überleben der Menschen wichtig. Dieser perfekt abgestimmte physiologische Vorgang ermöglicht es uns in aktuten
Gefahrensituationen Höchstleistungen zu vollbringen und uns auf die Gefahr zu fokussieren und zu entkommen. Hier ist die kurzfristige Stressreaktion gemeint. Unter Stress wird im Körper dafür
gesorgt, dass genügend Energie und Sauerstoff zur Verfügung stehen. Für diese Höchstleistung müssen vor allem die Muskeln optimal versorgt werden. Unnötiges wie Verdauung und Sexualfunktion
werden heruntergefahren, um Energie zu sparen. Das Schmerzempfinden wird gesenkt und die Blutgerinnung wird auf mögliche Verletzungen vorbereitet.
Was passiert bei Stress?
Die Atmung beschleunigt sich, damit mehr Sauerstoff zur Verfügung steht. Der Puls erhöht sich, das Herz schlägt schneller damit alle Körperbereiche besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt
werden können. Der Blutdruck steigt durch Veränderung der Durchflussgeschwindigkeit in den Blutgefässen. Hier wird die Muskulatur besser versorgt, während die Organe weniger stark durchblutet
werden. Die Muskeln der Skelettmuskulatur werden „vorgespannt“, dadurch werden schnellere Reaktionen möglich. Bei chronischem Stress führt das oft zu Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich.
Der Stoffwechsel schaltet auf abbauende Prozesse um. Zucker-, Fett- und Proteinstoffwechsel werden auf die Bereitstellung von Energie umgestellt. Blutgerinnung wird erhöht, um bei möglichen
Verletzungen den Blutverlust zu reduzieren. Bei akutem Stress ist die Immunabwehr erhöht. Durch Verletzungen drohen Infektionen, der Körper steuert also frühzeitig gegen.
Langfristiger Stress senkt jedoch die Immunabwehr durch die Wirkung des Hormons Cortisol.
Die Aufmerksamkeit und Wachheit ist bei Stress erhöht. Es erfolgt eine Leistungssteigerung bei allen Aufgaben, die die Muskelarbeit betreffen. Für komplexe Denkaufgaben oder kreative Tätigkeiten
ist Stress jedoch leistungsmindernd. Die Gedächtnisleistung ist herabgesetzt, lernen ist so nicht möglich. Logik weitmöglichst ausgesetzt, weil es unter Stress wichtig ist, auf Strategien
zurückgreifen zu können, die in der Situation funktionieren, weil für ein abwägen und längeres hin und her überlegen einfach keine Zeit ist. Kurzfristig kann der Körper mit solchen Stressreaktion
gut umgehen. Unter guten Bedingungen erholt er sich schnell wieder und kommt in sein Gleichgewicht.
Chronischer Stress hingegen ist ein Stress, der fortwirkt und nicht endet. Das ist für den Körper fatal.
Mögliche Folgen von chronischem Stress:
Auf kognitiv-emotionaler Ebene, also der Ebene des eigenen Erlebens:
Kurzfristige, akute Folgen:
- Anspannungen
- Nervosität
- Überempfindlichkeit
- Unkonzentriertheit
- Energie- und Interessenverlust
- Geringere Lern- und Erinnerungsfähigkeit
- Gefühl der Unsicherheit und Überforderung
Mittel- und langfristige Folgen:
- Hilflosigkeit
- Erschöpfung
- Psychische Störungen wie z.B. psychosomatische Störungen, Schlafstörungen, Ängstzustände, Depression, sexuelle Funktionsstörungen.
Auf der Verhaltensebene:
Kurzfristige, akute Folgen:
- Aggressivität
- Gereiztheit
- Ego- Zentriertheit
- Konflikte/ Streitverhalten
- Erhöhter Nikotin-, Alkohol- und Medikamentenmissbrauch
Mittel- und langfristige Folgen:
- Mehr Fehlzeiten am Arbeitsplatz
- Partnerschaftskonflikte (Trennung)
- Soziale Isolation und Unbeliebtheit
Auf körperlicher Ebene:
Kurzfristige, akute Folgen:
- Verspannungen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich
- Übersäuerung des Magens
- Verdauungsbeschwerden
- Erhöhte Herzfrequenz und Hormonausschüttung
- Kopfschmerzen
Mittel- und langfristige Folgen:
- Herz-Kreislauf-Störungen wie Bluthochdruck, Angina pectoris und Herzinfarkt
- Migräne
- Diabetes
- Haltungsschaden
- Magengeschwüre
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