von Kurt
Palmöl wir übrigens auf Produkten auch gerne mit der Bezeichnung „pflanzliche Öle“ getarnt.
Ich starte eine kleine Serie für euch, in der ich euch erklären möchte, auf welche Zusätze oder Inhaltsstoffe ihr beim Einkaufen primär achten solltet. Und euch dann vielleicht zweimal überlegt, ob ihr das Produkt wirklich kaufen möchtet. Beim Thema Palmöl ginge es dann beispielsweise um eure geliebte Schoggi (sorry ;). Aber natürlich gibt es auch Schoggi ohne Palmöl, also kein Grund zur Panik.
Ich habe selber gesehen wie in armen Ländern (z.B. Panama) Literflaschen davon in jedem Supermarkt zu kaufen sind. Beim Preisvergleich mit anderen Ölen war es natürlich das Billigste. Ich denke man muss jetzt aber den armen Leuten, die sich zum Teil wirklich jedes bisschen vom Mund absparen müssen, nicht die Schuld in die Schuhe schieben.
Der grosse Teil wird sowieso gebraucht für den Export, also für uns.
Deshalb die Frage: Ist zertifiziertes Palmöl ein guter Kompromiss?
Der Grund, warum ich wieder einmal mehr aufs Thema Palmöl stiess, ist ein Artikel im 20min. Links sind am Schluss des Artikels.
Ich bin jetzt nicht gerade „ein grosser Fan“ dieser Zeitung (nett formuliert :), aber dafür bin ich auf das Thema RSPO Label gestossen und wollte der Sache ein wenig auf den Grund gehen.
Der Artikel ganz kurz Zusammengefasst: Eine Aktivistin aus Honduras appelliert an uns auf Palmöl zu verzichten. Besonders auch auf Zertifiziertes. Dieses verschärfe das Problem sogar noch, weil das dann bei vielen Menschen das Gewissen beruhigt und sie dann noch mehr davon einkaufen.
Ich denke, ziemlich alle von uns haben schon davon gehört, dass der Anbau und die Produktion von Palmöl problematisch sind, nur schon weil dabei viel Regenwald abgeholzt wird. Aber ich gehe jetzt hier nicht auf alle diese Probleme ein, dafür gibt es ganz viele spannende Dokus und Infos im Netz für jene die es genauer wissen wollen.
Fangen wir mal von vorne an. RSPO, was ist das? Und ist dann alles besser (zertifizierte Produkte)? Oder ist an der vorhin erwähnten Geschichte aus Honduras wirklich was dran?
RSPO ist die Abkürzung für „Roundtable on Sustainable Palm Oil“, was so viel heisst wie „runder Tisch für nachhaltiges Palmöl“. Es ist als Verein organisiert mit Sitz in Zürich. Mitglieder sind vor allem aus der Wirtschaft, natürlich reden da auch ein paar Vertreter von Umweltorganisationen mit. Seit 2008 kann man zertifizierte Produkte im Handel kaufen.
Ich habe mal geschaut was denn dieses Label nun garantiert. Es handelt sich um 8 Prinzipien:
- Bekenntnis zu Transparenz,
- Einhaltung von Gesetzen und sonstigen rechtlichen Bestimmungen, zum Beispiel die rechtmäßige Nutzung von Anbauflächen,
- Bekenntnis zu langfristiger wirtschaftlicher Tragfähigkeit,
- Anwendung angemessener, bewährter und vorbildlicher Methoden durch anbauende Betriebe und Mühlen, zum Beispiel zur langfristigen Wahrung der Bodenfruchtbarkeit und Erosionsvermeidung oder beim Einsatz von Agro-Chemikalien,
- Verantwortung gegenüber der Umwelt und Wahrung natürlicher Ressourcen und der Biodiversität,
- verantwortungsvolle Berücksichtigung der Angestellten und betroffener Individuen und Gemeinden,
- verantwortungsvolle Entwicklung neuer Anbaugebiete,
- Bekenntnis zur kontinuierlichen Verbesserung in Haupt-Arbeitsgebieten.
Darüber hinaus gibt es dann noch untergeordnete Standards, was das Ganze dann doch ein wenig verwirrend für den Konsumenten macht. Diese sind beispielsweise an das Produktionsland und deren Gesetze angepasst. Aber was ist, wenn die Gesetze vor Ort, na ja, ein wenig fragwürdig sind? Immerhin sitzen in diesem Gremium vor allem Wirtschaftsleute. Politiker sind meistens auch an einer florierenden Wirtschaft interessiert und wollen vielleicht wiedergewählt werden? Die Produktionsländer sind bekanntlich recht arm. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.…
Es gibt auch viele Kritiker, denen dieses Label zu wenig weit geht. Man redet von „greenwashing“. Was etwa heisst, dass man so ein Label macht, damit die Leute ein gutes Gewissen haben und so mehr davon kaufen. Dann wären wir wieder bei der eingangs erwähnten Geschichte aus Honduras.
Im Zusammenhang mit dem RSPO- Label bin ich noch auf eine andere Geschichte gestossen. Und zwar verhandelt der Bundesrat über ein Freihandelsabkommen mit Indonesien und Malaysia. Diese beiden Länder sind die weltweiten Hauptproduzenten von Palmöl (weit über 80%). Ein Schelm wer Böses dabei denkt zum zweiten ;).
Mein Fazit:
Für mich ist das ganze ziemlich dubios. Wenn man sich auch noch vor Augen führt, wie Grosskonzerne in allen möglichen Bereichen tricksen um Profite auf Kosten von Mensch und Umwelt zu machen, bin ich bei diesem Label mehr als Skeptisch.
Für mich stinkt diese ganze Zertifizierungsgeschichte zum Himmel. Ich versuche nach wie vor, so gut es geht auf Produkte mit Palmöl zu verzichten. Mein Gefühl ist, dass es wirklich nur ums Verkaufen geht. Und wir dabei für dumm verkauft werden.
PS: In diesem Artikel wurde meine persönliche, subjektive Meinung ziemlich stark gewichtet. Ich möchte da auch nicht noch tiefer in dieses Thema vordringen, dafür habe ich momentan nicht die Kapazität und den Drang dazu. Du musst mir natürlich auch nichts glauben!
Aber recherchiere selber noch weiter wenn es dich interessiert. Ich bin wie immer auch offen für Kritik oder wichtige Ergänzungen.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Roundtable_on_Sustainable_Palm_Oil
http://www.20min.ch/finance/news/story/-Schweizer--esst-bitte-kein-Palmoel-mehr--11856424
https://bmtrada.de/rspo-zertifiziertes-palmoel/
https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Aussenwirtschaftspolitik_Wirtschaftliche_Zusammenarbeit/Wirtschaftsbeziehungen/Freihandelsabkommen/Liste_der_Freihandelsabkommen_der_Schweiz.html
Kommentar schreiben