von Jill
Für einige meiner Leidensgenossen im Fitnessstudio ist in der Tat „Sport Mord.“ Wenn man so in die gequälten Gesichter schaut. Aber immerhin ist es lobenswert, dass sie sich aufgerafft haben und tatkräftig etwas für ihre Gesundheit tun oder sogar tun müssen, auch wenn es manchmal zur Qual wird. Der Mensch ist für Bewegung gemacht, nein und damit ist nicht das Bedienen der Computermaus während dem „Fussballzocken“ am PC gemeint und auch nicht der Gang zur Kaffeemaschine während der Büroarbeit.
Aber mal im Ernst.
Warum ist Bewegung für uns so wichtig?
Laut epidemiologischen Studien erhöht körperliche Aktivität die Lebenserwartung, hilft Depressionen zu bewältigen, steigert die Hirnleistung und ist besonders gut geeignet viele verschiedene Erkrankungen vorzubeugen. Bewegung wirkt zudem als Jungbrunnen. Das sollte doch ausreichen, endlich mal den Hintern vom Sofa hoch zu bekommen, oder?
Heutzutage üben viele Menschen eine sitzende Tätigkeit aus, bei der mehr als 8 Stunden am Tag auf einem Stuhl gesessen wird. Für die Gesundheit ist dieses fatal. Fehlt die Bewegung, dann passt sich das Herz-Kreislaufsystem und die Muskeln an die Nicht-Bewegung an. Mit der sitzenden Tätigkeit stehen eine Zunahme von chronischen Rücken- und Gelenkproblemen, Übergewicht, Diabetes mellitus und kardiovaskuläre und neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Demenz im Zusammenhang. Was auch damit zutun hat, dass der Lymphfluss bei sitzender Tätigkeit so gar nicht recht in Gang kommt und somit Stoffwechselabfallprodukte und zum Teil auch Krankheitserreger nicht so schnell wie möglich aus dem Körper ausgeschleust werden können.
Interessant ist eine Studie über Personen mittleren Alters, dass durch erhöhte körperliche Aktivität sich die Denk- und Merkfähigkeit verbessert und mit einem geringeren Risiko an Demenz zu erkranken einhergeht. Früher hat man uns einmal verklickert, was man als Kind nicht gelernt hat, lernt man nur noch schwer. Was für ein Blödsinn. In der Psychologie habe ich gelernt, dass Gehirn über eine hohe Plastizität verfügt und noch bis ins hohe Alter noch Verknüpfungen zwischen Synapsen bilden kann. Das Gehirn ist sogar fähig, wenn Gehirnbereiche zerstört sind, andere Bereiche des Gehirns diese übernehmen, also neu die Funktionen erlernen können. Aber dies wäre jetzt ein anderes grosses Thema und würde stark in die Lernpsychologie gehen. Aber mal weiter beim eigentlichen Thema. Eine kurze Zusammenfassung was Sport für Effekte auf unser Gehirn hat.
Neurologische Effekte körperlicher Aktivität:
- Es lassen sich direkte Effekte auf Neurone, Synapsenbildung und Plastizität im Gehirn feststellen. Es bilden sich also neue Gehirnzellen und deren Verbindungen.
- Indirekte Effekte ergeben sich durch eine verbesserte Hirndurchblutung, Reduktion der Risikofaktoren für Arteriosklerose.
- Regenerationsfördernde Effekte bei bereits bestehenden Erkrankungen des Nervensystems
- Effekte auf die Bildung von Neurotransmittern und Veränderungen der postsynaptischen Rezeptordichte. Hä was ist denn das? Also kurz gesagt, es werden vor allem Hormone gebildet, die uns glücklich machen und deren Aufnahme wird erleichtert. 😅
Wo wir auch schon beim Thema glücklich wären. Sport ist so wirksam wie ein Antidepressivum, das hat eine Studie ergeben, welche die Wirksamkeit von Sportprogrammen und Antidepressiva bei depressiven Patienten untersucht hat. Bei Bewegung werden die Hormone Adrenalin und Noradrenalin vermehrt produziert, dass macht uns nicht nur leistungsfähiger, sondern es lässt uns auch den Stress im wahrsten Sinne des Wortes davonlaufen. Und manchmal ist es doch einfach mal schön, wenn man stolz auf seine sportlichen Leistungen zurückblicken kann.
Darüberhinaus lässt uns Sport auch besser aus dem Turnschuh schauen, denn wenn regelmässig betrieben und in der passenden Intensität sich auch das ein oder andere Müskelchen bildet, was wiederum zu einem höheren Grundumsatz führt und langfristig mit der richtigen Ernährung beim Abnehmen hilft. Mehr Muskeln können auch mehr Fett verbrennen, also lasst euch nichts erzählen von den Abnehmen-ohne-Sport-Diäten.
Bewegung hat eine nachweisliche Anti-Aging Wirkung, denn sie hält den Stoffwechsel, Muskeln, Gelenke und den Kreislauf auf Trab. Noch etwas Positives am Rande noch mit über 65 ist es möglich an Kraft und Ausdauer zuzulegen, ähnlich wie bei jungen Leuten. Ausreden sollten es also keine geben. Lediglich sollte unbedingt der Arzt eine Sporttauglichkeit feststellen, damit man seiner Gesundheit nicht schadet.
Um von den positiven Effekten auf den Körper durch Bewegung zu profitieren, müssen wir uns noch nicht einmal die Beine ausreissen 😉 (Wäre ja auch kontraproduktiv), sondern ein einfacher Spaziergang reicht völlig aus, wenn man nicht gerade unter der Hochspannungsleitung läuft. Der starke Elektrosmog wäre dann wiederum nicht gesundheitsförderlich.
Die alten Griechen gingen sogar so weit und betrachteten Sport als Medizin. Seinen Schülern empfahl Hippokrates schnelles kräftezehrendes Laufen. Was bei jungen Burschen alleine schon aus dem Grund angezeigt sein kann, wenn sie wieder nicht wissen, wohin mit ihren Kräften. Lieber mal ne Runde rennen, bevor man blöderes im Sinn hat. Im Übrigen profitieren auch Mädchen vom Laufen. Frischer Wind um die Nase hilft oft das Hirn mal kurz freizublasen.
Aber Sport hat nicht prinzipiell gesundheitliche Vorteile, manchmal kann wirklich Sport „Mord“ sein. Vor 3 Wochen hatte ich ein Fortbildungs-Seminar zur Leistungsdiagnostik, welches Teil meiner Ausbildung zum holistisch gesund und vital Therapeut ist. Da wurden auch die Gefahren von zu hoher Belastung beim Sport oder auch durch Stress im Alltag besprochen. Einige Tipps kann ich euch geben, damit ihr nicht aus dem Latschen kippt und auch nicht körperliche Probleme verursacht. Wenn ihr jetzt voller Elan ins neue Training stürzen wollt, solltet ihr bedenken, wenn ihr absolut untrainiert seid, dass Sehnen und Bänder etwa 6 Monate benötigen, um sich an die neue Belastung anzupassen. Also bitte nur ganz langsam starten und langsam die Belastung steigern. Zerrungen oder Bänderrisse sind ziemlich unangenehm, muss ich euch ja wohl nicht erklären.
Bei längerer Sportpause nimmt die Knochenfestigkeit und Dichte ab, daher auch hier nur langsamer Trainingsstart. Im Umkehrschluss kann man daraus schliessen, dass sportliche Betätigung den Knochen stärkt und vor Osteoporose schützen kann, wenn auch die Ernährung stimmt.
Für diejenigen, die schon sehr aktiv sind und gerne auch Wettkämpfe mitmachen, die stark den Knochen beanspruchen, kann ich nur empfehlen, nach z.B. einem Marathon den Knochen 3 Wochen nicht zu stark zu belasten. Durch die starke Beanspruchung im Wettkampf können sich feine Haarrisse im Knochen bilden, welche erst einmal Zeit benötigen um auszuheilen. Bei weiterem hartem Training könnten sich sonst Brüche bilden.
Immer vor dem Training aufwärmen, damit alle enzymatischen Stoffwechselprozesse optimal ablaufen können und dadurch Zerrungen vermieden werden.
Das Wichtigste zum Schluss: Regeneration ist wichtiger als ihr vielleicht denkt. Training und Erholungsphasen müssen sich abwechseln. Nur durch eine optimale Regeneration durch Entspannung kann die Leistung gesteigert werden und Verletzungen verhindert werden. Ein Übertraining stellt eine hohe gesundheitliche Gefahr dar. Das trifft nicht nur auf Leistungssportler zu, sondern auch für Hobbysportler, besonders, wenn die Alltagsbelastung sehr hoch ist. Man kann nicht immer auf Hochleistung arbeiten und dann noch bis zur Erschöpfung ins Training gehen, irgendwann trägt man dich mit der Bahre raus. Weniger ist manchmal mehr, das gilt auch im Leistungssport. Man muss ja nicht immer mit allem übertreiben. Täglich immer voll drauf ist wenig förderlich, ausser für Verletzungen, aber Leistungssteigerung kommt damit nicht zustande. Manch ein junger Fussballer hat man auch schon tot vom Spielfeld getragen, das ist sehr traurig, weil es oft vermieden werden könnte, wenn man diesen Sportler nicht ständig im Übertraining halten würde, sondern ihn einfach mal zur Erholung in die Sauna schickt und den Tag ansonsten mal schön sein lässt und das ohne stundenweises Training.
Lässt euch von meinen Wahrnungen nicht abschrecken, das richtige Mass ist immer entscheidend, wie im Prinzip alles im Leben.
Ich hoffe ihr seit jetzt voll motiviert wieder mal die Laufschuhe oder Wanderschuhe anzuziehen, denn es wird euch guttun, da bin ich von überzeugt.
Im Übrigen Mädels, Frauen schwitzen nicht, sie glitzern ✨
In dem Sinne, lauft recht schön und bleibt gesund.
Eure Jill
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