von Kurt
Immer wieder ist die Rede vom hohen Wasserverbrauch einzelner Lebensmittel. Plötzlich ist die Avocado (wenn du Fleischesser bist) oder das Rindfleisch (wenn du Vegetarier bist) das Böse
schlechthin. Wegen dem viel zu hohen virtuellen Wasserverbrauch natürlich.
Virtuell heisst es deshalb, weil ich es beim konsumieren nicht direkt sehen kann. Mit dem virtuellen Wasserverbrauch ist immer die „ganze Kette“ gemeint, z.b. beim Fleisch die ganze Aufzucht über
alles Tierfutter bist zum zum Schlachthof. Eben nicht nur was das Tier direkt trinkt (was im Vergleich sehr wenig ist). Der Begriff Wasser verbrauchen ist zwar nicht ganz richtig, das Wasser
befindet sich schliesslich in einem stetigen Kreislauf und bleibt somit immer erhalten.
Ich habe jetzt mal eine Liste erstellt. Ich habe die Gesamtzahl auch gleich noch in 3 andere Werte aufgeteilt, da sie so mehr aussagen als nur die grosse Summe. Besonders wieviel Wasser überhaupt
verschmutzt wird und somit eine besondere Umweltbelastung ist. Aber wie aussagekräftig ist das nun? Aus meiner Sicht gibt es noch wichtigere Zahlen und Werte, aber dazu später.
In der Liste befinden sich Durchschnittswerte. Je nachdem woher ein Produkt kommt variieren die Zahlen mehr oder weniger. Beispielsweise braucht ein T- Shirt und eine Jeans (zusammen) aus
Pakistan etwa 10000 Liter, wenn sie in Indien produziert werden jedoch mehr als das Doppelte.
Die Qualität wurde auch nicht gesondert berücksichtigt. Nach meinem Verständnis ist der Durchschnitt ein Mix aus konventionellem und biologischem Anbau. Man kann also davon ausgehen, dass bei
Bioprodukten weniger verschmutztes Wasser anfällt, da weniger mit Pestiziden gespritzt wird. Leider kann man das hier nicht herauslesen.
Da die Angaben immer per Kilo in der Tabelle stehen, muss man natürlich noch ein wenig rechnen. Beispielsweise braucht eine Tasse Kaffee ca. 135 Liter Wasser, davon werden 4 Liter verschmutzt.
Man kann jetzt auch gut Quervergleiche ziehen. Die Rinderzucht braucht zwar viel mehr Wasser als Schweinezucht, jedoch entsteht bei den Schweinen mehr verschmutztes Wasser.
Aber nun zurück zur Eingangs gestellten Frage. Was sagt mir dieser „waterfootprint“ nun? Oder was ist jetzt wichtig? Es zeigt eigentlich nur ein isolierter Aspekt von ganz vielen andere Faktoren.
Was für dich wichtig ist entscheidest du immer selbst nach deinem eigenen Wertesystem. Weitere wichtige Hilfen für oder gegen den Konsum fehlen gänzlich:
- Wo wurde es produziert? Gibt es dort viel Wasser? Wird das Wasser sinnvoll genutzt?
- macht Bio Sinn? Welchen Einfluss hat das auf die Umwelt/ die Menschen in den Plantagen?
- Wird durch den Anbau/Produktion die dortige Umwelt auf andere Weise stark belastet?
- Energiebilanz: Entstehen lange Transportwege oder muss noch lange gekühlt werden?
- Verursache ich Leid an Mensch und Tier? Oder unterstütze ich stattdessen sinnvolle Projekte?
- Wie gut tut mir dieses Essen? Was für einen Einfluss hat meine eigene Gesundheit?
- Wird bei der Produktion die Luft besonders verschmutzt oder der Boden belastet?
Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden, je nachdem was mir persönlich wichtig ist.
Noch etwas aktuelles zum Thema Wassersparen: Der schweizer Agraringenieur Christian Strunden ist überzeugt, dass zu extremes Wassersparen in der Schweiz sogar kontraproduktiv sein kann. Wasser
hätten wir bei uns sowieso (an den meisten Orten) genug und wenn Wasser zu lange in Leitungen gestaut wird begünstigt das sogar die Keimbildung. Oder einfach gesagt: Wasser fliesst so oder so, ob
wir es zwischendurch brauchen oder nicht. Aber natürlich ist die Wassersituation in den meisten andern Ländern nicht so privilegiert wie bei uns.
Mein Fazit :
Zahlen über den Wasserverbrauch sind zwar interessant und können hilfreich sein, sind jedoch aus meiner Sicht nicht geeignet als hilfreiches Entscheidungsmittel für oder gegen den Konsum
bestimmter Produkte. Dafür braucht es wie immer eine ganzheitliche Sicht der Dinge.
Bleibt gesund und vergesst nicht viel Wasser zu trinken, es hat genug! :)
Kurt
*ich bin bei der Recherche vorerst nur auf diese Zahl gestossen. Aber ich werde wahrscheinlich zum Thema Avocados nochmal einen separaten Artikel schreiben sobald ich mehr dazu herausgefunden
habe.
Quelle Liste:
http://waterfootprint.org/en/resources/interactive-tools/product-gallery/
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