„Die Sklaven im alten Griechenland mussten arbeiten und schlafen, unsere Kühe müssen nur liegen und schlafen“. So startete unser Guide die Tour durch einen topmodernen, fast vollautomatisierten
Milchbetrieb bei einem Tag der offenen Tür. Wo war ich da bloss gelandet? Milchwirtschaft ist eigentlich gar nicht mein Thema. Tja, mitgegangen, mitgehangen. Doch für jemanden wie mich, der noch
nie gesehen hat, wie der moderne Bauer seine Arbeit (zu einem grossen Teil) am Computer erledigt, war es tatsächlich sehr spannend. Auch was ich dazugelernt habe im Umgang mit kranken Tieren,
aber dazu später.
„Effizienz und Tierwohl sind unsere wichtigsten Kriterien“, erklärt uns unser Experte. Auch dass sich die durchschnittliche Milchleistung von momentan etwa 30 Litern bestimmt noch auf 35 Liter
steigern lässt. Ich frage meine schon etwas ältere Nachbarin wieviele Liter die Kühe früher gaben. 10! Aha. Immer wieder vergleiche ich gedanklich die Situation mit Menschen in der Arbeitswelt.
Schliesslich geht’s dem Bauer darum, möglichst rentabel mit den Kühen zu arbeiten. Also wenn es der Kuh wohl ist, gibt sie auch am meisten Milch. Und bei uns Menschen? Na ja, meiner Erfahrung
nach haben das noch nicht alle Firmen geschnallt. Vor allem käme dem Bauer ganz bestimmt nie in den Sinn eine Kuh bewusst unter Stress zu setzten.
Zurück zur Kuh. Ausser liegen und schlafen müssen sie natürlich auch Milch geben. Alles geht automatisiert, mit Futter werden sie in den Melkstand gelockt, gefüttert und geputzt wird mit
herumfahrenden, führerlosen Robotern. Natürlich weiss der Futterkran auch genau Bescheid, was die Kühe brauchen, da sie alle mit einem Halsband bestückt sind. Dieses wertet alle möglichen Daten
aus, beispielsweise ob die trächtige Lisi auch gerade genug frisst. Der Sensor zählt ob sie dazu genug wiederkaut, mittels dem man ausserdem Rückschlüsse auf ihre Gesundheit schliessen kann. Dies
ist natürlich nur ein Parameter von vielen. Wenn die Lisi dann Lust hat auf die Weide zu gehen, kann sie das grundsätzlich zu jeder Zeit, da alle Kühe frei herumlaufen dürfen. Jedoch geht das
Weidetor für sie nur auf, wenn sie die letzten paar Stunden mal im Melkstand war. Das Halsband weiss alles.
Aber letztlich war das wirklich Interessante für mich nicht die ganze Technik, Überwachung und Digitalisierung. Beim Thema Ernährung kam ich dann ins Grübeln. Da wurde ganz selbstverständlich
erklärt, dass bei Verdauungsproblemen einfach Natron ins Futter beigemischt wird um den PH- Wert anzuheben, also ein basischeres Milieu zu schaffen. In der Vergangenheit hatten sie im ganzen
Stall ein Problem mit einem Käferbefall aufgrund von Feuchtigkeit. Und was haben sie wohl dagegen gemacht? Grosszügig Kalk gestreut um den PH- Wert anzuheben! Würde das mit dem basischeren Milieu
wohl beim kranken Menschen auch funktionieren, wenn die Ursache von einer Übersäuerung ist? Selbstverständlich!
Quizfrage: Was passiert bei den meisten Menschen bei uns wenn sie krank werden? Beispielsweise aufgrund ungünstiger (säureüberschüssiger) Ernährungsweise? Natürlich bekommen sie Medikamente, was
sonst? Ironie off. Warum das so ist muss ich ja vermutlich nicht erklären.
Übrigens: Was macht wohl der Bauer, wenn seine Kuh Gewicht verliert, da sie versehentlich in den ketogenen Stoffwechsel geraten ist? Natürlich sofort ihre Low- Carb Diät mit einer
Futterumstellung beenden, damit sie schnell wieder Gewicht zulegt!
Kurt
Kommentar schreiben